Stolperstein für Paul Dieroff

Stolpersteine sind kleine Gedenktafeln, die an Menschen erinnern, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt oder ermordet wurden. Am 15. Oktober wurde vor dem Eingang der Anna-Warburg-Schule ein Stolperstein für Paul Dieroff verlegt. Paul war in den dreißiger Jahren Schüler der damaligen Grundschule Niendorf, die heute unser Haus 1 ist.

Paul Dieroff wurde am 30. November 1928 in Badenstedt bei Zeven geboren. Seine Eltern waren Carl Dieroff und die aus einer jüdischen Familie stammende Bertha, geb. Rothgießer. Pauls Vater verstarb jedoch 1930, und seine Mutter heiratete 1932 erneut.

Weil Bertha Freudenthal Jüdin war, wurde ihr und ihrer Familie nach 1933 das Leben auf dem Lande schwer gemacht. Daher zogen sie 1938 in das damals noch ländliche Niendorf bei Hamburg.

Paul besuchte ab 1938 die Volksschule Niendorf, die sich damals hier befand. 1939 ging er auf die nahgelegene Mittelschule am Sootbörn.

Die Familie von Paul wurde von Zeitzeugen als freundlich beschrieben; man traf sich gerne mit ihnen. Erst mit den zahlreichen judenfeindlichen Erlassen nach 1938 setzten die Schikanen ein.

Ein Ehepaar aus der Nachbarschaft der Dieroffs fiel in dieser Zeit besonders auf, da die Frau immer wieder mit judenfeindlichen Ausfällen hervortrat und auch Leuten, die in Kontakt mit der Familie standen, drohte.

Im Frühjahr 1943 kam es zur Eskalation. Für Juden galt eine nächtliche Ausgangssperre ab 20 Uhr. Bertha besuchte mit ihrem Sohn eine Kinovorstellung, was Juden verboten war. Sie kamen erst nach 20 Uhr nach Hause. Sie wurden sie daraufhin von der Nachbarin denunziert.

Im Mai 1943 wurde Bertha Freudenthal gemeinsam mit ihrem Sohn auf den Transport nach Theresienstadt geschickt, wo sie nach zwei Tagen ankamen. Die näheren Umstände seiner Deportation sind unklar. 
Es steht die Frage im Raum, welche Rolle Pauls Klassenlehrer W., der stellvertretender Ortsgruppenleiter der NSDAP war, gespielt hat. Gegenüber seiner Klasse zeigte er sich wohl bestürzt über die Verhaftung von Pauls Mutter. Doch es wird auch vermutet , dass er selbst zur Verhaftung Bertha Freudenthals beigetragen hat. Am Tag vor der Deportation habe Paul Dieroff noch aus einem unbekannten Grund seinen Klassenlehrer zuhause aufgesucht.

Von Theresienstadt aus musste Anfang Oktober 1944 der noch nicht ganz 16-jährige Paul den Transportzug nach Auschwitz besteigen.

Ende Oktober 1944 wurde er weiter in das KZ Dachau gebracht. Dort überstellte man ihn ins Außenlager Kaufering, in dem besonders menschenunwürdige Zustände herrschten.

Ende 1944 brach eine Typhus-Epidemie aus. Durch die KZ-Zeit sehr geschwächt, erlag Paul Dieroff dieser Krankheit. Sein Tod ist für den 15. Dezember 1944 belegt.

Zusammengestellt und vorgetragen von Marie G.-B., Felicitas K. und Vivien M., BG 16E

Quellen:

https://recherche.staatsarchiv.hamburg.de/ScopeQuery5.2/detail.aspx?ID=2010

http://www.stolpersteine-hamburg.de/index.php?&MAIN_ID=7&p=52&BIO_ID=1400

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