Margarethe Münch

Margarethe Münch (1894-1930) war Gründerin und Leiterin der ersten Kinderpflegeschule in Hamburg.

Am 02.04.2010 hielt ihr Enkel Helmuth Sturmhoebel zur  Einweihung des Gedenksteins für Margarethe Münch im Garten der Frauen auf dem Friedhof in Ohlsdorf die folgende Rede:

Wir erinnern heute an Margarethe Münch (geb. Wille), der ersten Leiterin der Hamburger Kinderpflegerinnenschule. Geboren wurde sie am 12.4.1894 in Hamburg als viertes von fünf Kindern. Ihre Mutter starb drei Monate nach dem Tod ihres jüngsten Kindes, als Margarete vier Jahre alt war. Ab 1900 besuchte sie die höhere Töchterschule von Gude Kuk und bis 1911 das Kindergärtnerinnen-Seminar des Fröbel-Hauses.

ZUR HISTORISCHEN EINORDNUNG:

Margarete Wille wurde zu einer Zeit geboren, als Mädchen und Frauen noch weitestgehend von einer höheren oder gar universitären Bildung ausgeschlossen waren, sie auch kein Wahlrecht hatten und somit auch von der politischen Bühne verbannt waren.
Nach verschiedenen Anstellungen übernahm Margarete Wille 1914 die Leitung der Warteschule im Waisenhaus der Stadt Hamburg. Es folgte die Fachausbildung im Kindergärtnerinnen-Seminar des Fröbel-Hauses mit der staatlichen Prüfung zur Kindergärtnerin. Nach erneut verschiedenen Anstellungen arbeitete sie zuletzt 1918 als Technische Lehrerin an der Kinderpflegerinnenschule des Fröbelvereins.
1919 war ein bemerkenswertes Datum, nicht nur für Hamburg. Nach dem Ende des 1. Weltkrieges und des Kaiserreiches rückte auch mit der Weimarer Republik die Bildung in den Fokus der Reformen. Mädchen- und Frauenbildung wurde diskutiert und realisiert. Vielleicht wäre ohne diese Aufbruchstimmung nicht möglich gewesen, was Margarete Wille erreichte. Sie konnte nun das Lyzeum der Klosterschule besuchen und den Lyceal-Abschluss nachholen. Eine bemerkenswerte Leistung, wie ich finde. Dies war Voraussetzung, um die Fachausbildung zur Jugendleiterin im staatlichen Pestalozzi-Fröbel-Haus in Berlin absolvieren zu können. Mit diesem Abschluss in der Tasche wurde sie als aufsichtführende Jugendleiterin für die Vereinigten Fröbelkindergärten eingestellt.
Auf Anregung und mit der Unterstützung mehrerer wohlhabender Hamburger Bürgerinnen erarbeitete Margarete Wille ab Februar 1922 den Lehrplan für eine private Kinderpflegerinnenschule mit angeschlossenem Internat, durch deren Besuch Mädchen aus „einfachen“ Verhältnissen eine Berufsausbildung ermöglicht werden sollte. Besonders hervorheben möchte ich Anna Warburg, eine dieser Bürgerinnen, nach der heute die Berufliche Schule für Sozialpädagogik in Niendorf benannt ist.  

Im Mai 1922 wurde die Hamburger Kinderpflegerinnenschule mit Margarethe Wille als Leiterin eröffnet. Ein Jahr später heiratete Margarethe Wille den Bibliothekar Walter Münch. Nach der Geburt ihrer Tochter Maria am 11.08.1924 arbeitete sie weiter als Lehrerin und Leiterin der Schule. Am 1.5.1927 übernahm die Berufsschulbehörde die Kinderpflegerinnenschule. Zwei Jahre später erkrankte Margarete Münch an einem inoperablen Hirntumor und verstarb viel zu früh vor 80 Jahren am 13. Januar 1930, als ihre Tochter Maria 5 Jahre alt war.

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